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Isabella Woldrich vor Pasching-Auftritt: „Im Prinzip ist es eine öffentliche Paartherapie mit Augenzwinkern“

Isabella Woldrich sprach vor ihrem Auftritt am 9. März um 18:30 im TiL mit dem „Paschinger Anzeiger“ über ihr aktuelles Programm, Inspirationen aus der beruflichen Praxis sowie über ihr Leben als Kabarettistin.

Paschinger Anzeiger: Frau Woldrich, Sie treten am Wochenende mit dem Stück „Artgerechte Frauenhaltung“ in Pasching auf. Worum geht es dabei?
Isabella Woldrich:
Die „Artgerechte Frauenhaltung“ entstand als Pendant zur „Artgerechten Männerhaltung“, ich habe über beide Themen jeweils ein Buch geschrieben. Schließlich gilt hier gleiches Recht für alle, sonst würde es heißen, nur Männer seien schwer zu halten. Psychologischer Hintergrund ist, dass wir, wenn uns etwas stört, zumindest unseren Teil daran selber ändern können, anstatt warten zu müssen, bis der andere sich ändert. Nun neigen wir Frauen tendenziell öfter dazu, dass uns etwas an unserem Partner stört, meist deswegen, weil viele Frauen sich nach wie vor stärker völlig automatisch nach ihrem Partner richten als umgekehrt. In „Artgerechte Männerhaltung“ gebe ich den Frauen Tipps, was sie in ihrem eigenen Verhalten ändern können, in der „Artgerechten Frauenhaltung“ erkläre ich den Männern, was sie beitragen können, um eine zufriedene Partnerin zu haben. Wenn Frau etwa zum Valentinstag Blumen geschenkt bekommen will, braucht Mann nicht zwingend zu verstehen, warum sie das will, sondern sollte die Blumen einfach kaufen, in dem Wissen, dass sie darüber glücklich sein wird. Wer sein Gegenüber gut behandelt, dafür sorgt, dass es ihr oder ihm gut geht, hat seltener einen Grandscherben vor sich sitzen, sondern eine entspannte Person.

Es geht also gewissermaßen um Beziehungsarbeit, gewürzt mit humoristischen Elementen?
Im Prinzip ist es eine paartherapeutische Gruppenveranstaltung, in der ziemlich viel gelacht wird. Ich versuche, mit psychologischen Inhalten und Wahrheiten ein breites Publikum zu erreichen und Hintergrundwissen zu vermitteln, damit Beziehungen glücklich und mit gegenseitigem Verständnis geführt werden können. Wenn eine Beziehung nicht passt, wirkt sich das auf unsere Gesundheit, auf unser ganzes Leben aus. Ein glückliches und verständnisvolles Beziehungsleben ist gerade jetzt, wo sich die Rollenbilder derart ändern, so wichtig.

Wie kann eine moderne, glückliche Beziehung aussehen?
Die klassischen Mann-Frau-Rollenbilder haben in den meisten Beziehungen ausgedient, und somit gibt es auch keine Muster mehr, nach denen wir uns richten können. Jedes Paar ist gefordert, eigene Regeln und Gewohnheiten zu entwickeln. Paare, die dies für sich geklärt haben, müssen nicht mehr jeden Tag nachdenken und diskutieren, wer den Geschirrspüler macht oder wer kocht. Das jedes Mal durchzukauen, kostet Energie. Aber auch viele Erwartungshaltungen, die uns von den (sozialen) Medien vorgekaut werden, sollten gründlich hinterfragt werden. Nicht weil eine Idee viele Likes hat, ist sie auch für die eigene Beziehung lebbar. Und gerade jetzt kommen sehr viele junge Menschen in meine Praxis, weil ihre Partnerperson gar nicht so ist, wie sie es von den Filmen oder den Zeitschriften kennen. Dass eine Beziehung auch dazu da ist, um aneinander zu wachsen, sich zu reiben, aufeinander einzugehen und voneinander zu lernen, ist für viele eine ganz neue Dimension, wenn man bisher immer nur gehört hat „… und sie lebten glücklich bis an ihr Ende“.

Ich nehme an, Ihre berufliche Praxis als Psychologin bietet hier eine unerschöpfliche Quelle?
In meiner Praxis bekomme ich einen guten Überblick, womit sich viele Paare derzeit herumschlagen müssen, aber auch im Freundeskreis und im eigenen Leben finden sich immer wieder skurrile Situationen, die kabaretttauglich sind. Diese übertreibe ich dann natürlich noch einmal, sodass das Publikum immer das Gefühl haben kann „Na, im Vergleich dazu sind wir ja mega-super drauf!“  Am schönsten ist es immer nach der Vorstellung, wenn die Paare lachend und Hand in Hand hinausgehen – dann weiß ich, ich hab meine Sache gut gemacht (lacht).

Ihre Tour führt Sie unter anderem in die Steiermark oder nach Wien. Nehmen Sie uns bitte ein Stück mit in Ihren Alltag als Kabarettistin.
In den letzten Jahren hat sich meine Ordination wieder zu einem sehr wesentlichen Faktor entwickelt, sicherlich auch, weil diese Zeit für viele Paare sehr herausfordernd war und der Bedarf an Paarberatung deutlich gestiegen ist. Früher war ich zu zehn Prozent in der Praxis und 90 Prozent mit Kabarett beschäftigt, da hatte ich wirklich oft 110 Auftritte im Jahr mit drei oder 4 Veranstaltungen in der Woche. Das ging damals sehr gut, weil ich single war. Inzwischen ist mir ein gutes Beziehungsleben sehr wichtig, und so versuche ich eine Balance zwischen Auswärtsterminen und Praxis zu halten. Dabei hilft mir mein Tourbegleiter sehr, weil ich dadurch nicht im Hotel bleiben muss, sondern immer am selben Tag wieder heimfahren kann. Vor Ort gilt es aufzubauen, abzubauen, die Technik zu koordinieren, da nimmt mir mein Tourbegleiter wirklich sehr viel ab. Ich kann mich vorbereiten, die Luft am Veranstaltungsort sozusagen etwas einatmen, mich assimilieren. Auch kann ich nach dem Kabarett noch die Autogrammstunde abhalten, während er alles abbaut. Und dann bringt er mich wieder sicher nach Hause, dabei bin ich ca. 30 Minuten noch voll auf Hochtouren und hellwach, aber dann holt mich der Schlaf der Gerechten ein.

Sie sind gebürtige Mühlviertlerin, leben in der Region, Pasching geht da als Heimspiel durch?
Gerade der regionale Bezug ist es, der mich ausgesprochen freut. Oft wird ja sozusagen der Prophet im eigenen Lande nicht erkannt, das erlebe ich gar nicht. Im Gegenteil – wenn ich in Oberösterreich spiele, habe ich immer volle Häuser, die Leute kommen und freuen sich, dass „die von der Karlich-Show, die wir damals schon so mochten“ eine Hiesige, eine von uns ist. Das ehrt mich umso mehr, dass meine Landsleute mich schätzen und sich nicht denken „was will denn die jetzt?“.

Foto: Isabella Woldrich

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