Tumulte nach Spiel gegen Kirchberg: Verbandsanwalt brachte Anzeige gegen ATSV St. Martin/Traun ein
Eigentlich wollten wir im Blog “Daily 2. Klasse Mitte” schon heute den Blick wieder auf positivere Dinge richten – unter anderem wäre ein Artikel zum SV Alkoven in Planung, auch Babenberg brennt schon lange unter den Fingernägeln, Pasching hätte es sich längst verdient usw. – die Ereignisse vom vergangenen Wochenende bestimmen aber auch heute noch das Geschehen und lassen einen nur schwer wegschauen. Wir konnten heute mit Raphael Oberndorfinger vom OÖ Fußballverband sprechen, der darüber informierte, dass nun gegen den Verein ATSV St. Martin eine Anzeige eingebracht wurde, dasselbe gilt für „mehrere Spieler“, wie er sagte. Das einschlägige Dokument war zu diesem Zeitpunkt erst frisch veröffentlicht, Oberndorfinger hatte selbst erst kurz Zeit, es durchzusehen, er ging uns gegenüber aber davon aus, dass es sich um Spieler beider Mannschaften handelte.
Verbandsanwalt schritt ein
Basis für die Anzeige war im Übrigen keine Meldung des Schiedsrichters, der die Szene nach dem Spiel vor der Tribüne ja gar nicht wirklich im Blick haben konnte bzw., wie auch in dem überall kursierenden Video zu sehen ist, schon längst am Weg in die Kabine war. Die Grundlage für alles Weitere bildet nun der sogenannte „Verbandsanwalt“, der für solche Situationen geradezu prädestiniert scheint. Es handelt sich dabei um eine Person, die ermächtigt ist, selbst Anzeigen einzureichen. Er verfügt auch über das Video, das elementar für die Anzeige sein soll.
Nun wird sich die Fußballwelt natürlich fragen, warum ausschließlich vom ATSV St. Martin die Rede ist, schließlich waren ja Akteure beider Vereine an den unrühmlichen Szenen nach dem Schlusspfiff beteiligt. Wir können das auch nicht abschließend abschätzen, haben auch mit Mag. Oberndorfinger nicht darüber gesprochen, eine Theorie könnte die unterschiedlich zum Ausdruck gebracht Art der Gewaltanwendung gewesen sein. Es wird freilich einen Unterschied ausmachen, ob ich jemanden schubse oder ob ich einen Schlag bzw. Tritt austeile.
Mögliche Gründe, warum nur ein Verein angezeigt wurde
Auch wird – wie zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit zeigen – der Heimverein stets strenger an die Kandare genommen, Stichwort Ordnerdienst etc. Ob dies auch auf den aktuellen Fall zutrifft, ist wie gesagt letztlich reine Mutmaßung. Es ist natürlich auch nicht so, dass St. Martin vor dem Spiel untätig gewesen war, während dem Spiel, das die Sportredaktion in der ersten Halbzeit auch verfolgt hatte, war unter anderem eine Absperrung vor der Tribüne angebracht, Ordner waren am Spielfeldrand zu sehen und auch aktiv. Einer verweigerte etwa das Fotografieren in der Nähe der Cornerfahne.
Bonus-Content für Abonnenten: Abseits des Verbandes sind auch die Vereine gefordert
Fakt ist natürlich, dass – egal wer nun wie und wofür angezeigt wird – der lokale Amateurfußball am vergangenen Wochenende einen immensen Schaden genommen hat. Es werden abseits jedweden Urteils des Verbandes beide Vereine ihre Schlüsse aus diesen Vorfällen ziehen müssen, es wird hier auch intern einiges an Aufarbeitung bedürfen. Das sind beide Klubs nicht nur allen Aktiven und Fans des Fußballs, sondern ihrer Vorbildfunktion gerade für den Nachwuchs, den es ja in beiden Vereinen gibt, schuldig. Hier ist die Funktionärsebene absolut in der Pflicht, ein Wegschauen bzw. ein schlichtes Übergehen zur Tagesordnung kann und darf es angesichts dieser Tumulte nicht geben. Diesen Eindruck haben die betroffenen Funktionäre in ersten Gesprächen aber auch nicht gemacht.
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