Paschings Flüchtlingsdorf unmittelbar vor der Schließung
Es ist exakt zwölf Uhr Mittag. Der Lieferdienst einer sehr bekannten Pizzakette, die sich bereits auf Trauner Stadtgebiet befindet, rollt gemächlich über die Gemeindegrenze nach Hörsching, wohl ohne zu wissen, dass sich zu seiner Rechten auch noch eine kleine Exklave Paschinger Gemeindegebiets aufbäumt. Es ist jener Teil der Wagramer Poststraße, der sich seinen Weg jenseits der B139 bahnt.
Exakt dieses Stückchen Paschinger Peripherie, auf dem seit 2015 ein Containerdorf für Flüchtlinge beheimatet ist, wird nun von einem freundlichen Herrn mit Hund passiert. Er erzählt uns, dass ihm eines der vielen umliegenden Unternehmen gehört, und er sich neulich erst gefragt habe, ob die Unterkunft angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Ukraine nun doch bleiben würde. Auf Nachfrage erzählt der Mann, dass es mit dem Flüchtlingslager aus seiner Sicht hier nie Probleme gegeben habe. (Fortsetzung unterhalb)

Volkshilfe hätte gerne verlängert, Eigentümerin hat andere Pläne
Auf Nachfrage bei der Betreiberin, der Volkshilfe, wird rasch deutlich, dass diese gerne noch länger geblieben wäre. Die Pressestelle der Sozialorganisation erklärt auf Anfrage des „Paschinger Anzeigers“, dass der Mietvertrag mit Jahresende abgelaufen sei, man jedoch noch eine Nachfrist bis Ende März ausverhandeln konnte. Diese Zeit wird noch zur Betreuung der Flüchtlinge, aber auch für Abbauarbeiten genutzt.
Wie man uns exklusiv erklärt, gehört das auf Paschinger Territorium befindliche Grundstück der Stadt Linz. Der Vertrag wurde „leider nicht verlängert“, so die Volkshilfe. Vielmehr hat die Landeshauptstadt das Areal verkauft. „Die Flüchtlinge stehen nicht auf der Straße“, fügt man jedoch hinzu. Aufgeteilt werden diese auf eine neue Einrichtung in Linz, manche von ihnen sollen jedoch in Pasching bleiben. Bezüglich der genauen Örtlichkeit bittet die Volkshilfe um Verständnis, keine Auskunft geben zu wollen. Laut Paschinger Gemeindepolitik dürften die unmittelbaren Anrainer jedoch bereits informiert worden sein. Man sei mit den betroffenen Nachbarn „auf einem ganz guten Weg“, erklärte die zuständige Gemeinderätin in der Februar-Sitzung des Paschinger Gemeinderats.
Keine ukrainischen Flüchtlinge in Pasching?
Die Volkshilfe macht jedenfalls keinen Hehl daraus, dass man das Areal weiter gut gebrauchen könnte. Man wolle auch noch einmal versuchen, nachzufragen. Generell verrät uns die Pressestelle der Sozialorganisation, dass man auch im Hinblick auf die zu erwartenden Fluchtbewegungen aus der Ukraine auf der Suche nach neuen Quartieren sei.
Dass eines davon in Pasching eingerichtet wird, gilt unterdessen als eher unwahrscheinlich. In der Gemeinderatssitzung vom 17. Februar – und damit allerdings noch knapp vor der Eskalation in Osteuropa – informierte der Paschinger Bürgermeister Hofko (ÖVP), dass man die Meldung bekommen habe, dass es noch mehr Asylansuchen an den Bund gebe und die Gemeinden Quartiere zur Verfügung stellen würden. Er habe jedoch „nicht wirklich ein Quartier gewusst, das wir allenfalls zur Verfügung stellen können“, sprach der Bürgermeister den vorherrschenden Mangel an geeigneten freistehenden Gebäuden an. (Fortsetzung unterhalb)

So gut wie fix scheint jedenfalls, dass in wenigen Tagen die knapp siebenjährige Containerdorf-Ära in der Poststraße zu Ende geht. Eine Zeit, in der sowohl die örtliche Bevölkerung als auch die Gemeindepolitik quer über alle Fraktionen ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft an den Tag gelegt haben und dies, davon kann man ausgehen, auch weiter tun werden. „Jetzt wird eh noch ganz was anderes auf uns zukommen“, schließt der Mann mit dem Hund, bevor er sich von dem Linzer Grundstück auf Paschinger Boden abwendet und, den Blick auf Traun gerichtet, wieder Hörschinger Gemeindegebiet betritt.
Fotos: Paschinger Anzeiger