Junge Liste: Wenn aus einer frischen Brise starker Wind wird
Was Anfang des Jahres von immerhin acht Personen gegründet wurde, scheint aktuell unaufhaltsam zu wachsen. Zur Listeneinreichung im Sommer war die Junge Liste Öfferlbauer plötzlich 19 Leute stark, mittlerweile zählt Paschings neue Bewegung bereits über 20 Aktive, wie es heißt. Noch nie gab es in Pasching eine größere Bürgerliste – generell stellen in der Gemeinde nur noch ÖVP und SPÖ eine größere Kandidatenliste.
Transparenz als Alleinstellungsmerkmal
Auch qualitativ hat die unabhängige Bewegung „JUNGE“ neue Pflöcke eingeschlagen. Als einzige politische Kraft in Pasching legt man konsequent alle Finanzen offen, so weiß der Paschinger Bürger beispielsweise, was der aktuelle Wahlkampf (die Junge Liste nennt ihn „Wahlfrieden“) gekostet hat, nämlich € 6.086,48. Vergleichswerte der Mitbewerber gibt es keine, die neue Bewegung, die von ihrem Bürgermeisterkandidaten selbst finanziert wird, hofft mit der konsequenten, fast schon aufdringlichen Transparenz wohl aber auch, langfristig Druck auf die Parteien auszuüben, ebenfalls für öffentlich einsehbare Finanzen zu sorgen.
Wohnbaukritik setzt Paschings politisches Establishment unter Zugzwang
Thematisch haben „JUNGE“ und ihr Bürgermeisterkandidat Öfferlbauer – für viele überraschend – bei weitem nicht nur Jugendthemen auf der Agenda. Im Gegenteil – in zwei mit Text vollgestopften und gänzlich inserat-freien Zeitungen und einem 82-seitigen Buch wurden sämtliche brennende Themen angesprochen. Generell tritt der unabhängige Gemeinderat Öfferlbauer seit Jahren für ein Abbremsen des intensiven Wohnbaus in der Gemeinde ein. Bei Abstimmungen blieb er in der letzten Periode damit allein auf weiter Flur. SPÖ und ÖVP, denen mit „JUNGE“ in der politischen Mitte mittel- bis langfristig ein gefährlicher Kontrahent erwachsen könnte, haben wohl aufgrund ihrer Umfragen, sicher aber auch aufgrund des Zuspruchs der neuen Bewegung in der Bevölkerung das Thema entdeckt und sprechen seither plötzlich von „verträglichen Grenzen“ oder „Dorfcharakter“. Parallel dazu laufen die von Rot und Schwarz bislang durchgewunkenen Verfahren aber ungehindert weiter – siehe etwa Pelikanstraße, Stifterstraße Süd oder Augl-Gelände.
Ergebnis mit Spannung erwartet
Darüber hinaus hat sich Paschings „Mitbürgerbewegung“, wie man sich selbst bezeichnet, auch Verkehrsentlastung, generell Anrainerrechte,Umwelt und Regionalität auf die Fahnen geschrieben. Dass parallel dazu vor allem auch Jugendthemen groß im Programm stehen, braucht an dieser Stelle wohl nicht erwähnt zu werden. Man darf gespannt sein, wie die „JUNGEN“ am Sonntag bei ihrer ersten Gemeinderatswahl performen werden. Nicht nur die Liste selbst gibt sich äußerst optimistisch, auch der Mitbewerb geht von einem guten Resultat der neuen Bewegung aus. Im Gespräch mit der Bezirksrundschau kokettierte man zuletzt mit einem „zweistelligen Ergebnis“, in den OÖN ist diese Woche zu lesen, dass die jungen Unabhängigen zudem auf eine Bürgermeister-Stichwahl hoffen. Eines ist jetzt schon klar: An Spannung mangelt es Paschings Gemeindepolitik im Jahr 2021 sicher nicht.
Foto: Paschinger Anzeiger