Junge Liste: Paschings Antithese zur etablierten Politik
Mit der “Jungen Liste” tritt in Pasching im Herbst eine gänzlich neue Gruppierung zu den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen an. Diese geht mit einem Buch, dem Verzicht auf Steuergeld sowie der Veröffentlichung der eigenen Einnahmen- und Ausgabenrechnung gänzlich neue Wege.
In Zeiten fragwürdiger SMS führender Regierungsfunktionäre sowie einer generell zunehmenden Politikverdrossenheit hat sich in Pasching eine Bürgerbewegung gegründet, die alles, nur nicht gewöhnlich ist. Das beginnt bereits bei der Altersstruktur. Auch wenn – wie man immer wieder betont – alle Paschinger auf der Liste “herzlich willkommen” sind, werden die vorderen Listenplätze ausschließlich an junge Leute aus der inzwischen knapp 8.000 Einwohner zählenden Vorstadtgemeinde vergeben. Noch nie zuvor ist bislang in Österreich außerhalb von ÖH-Urnengängen eine Jugendbewegung zu einer offiziellen Wahl angetreten.
Auch inhaltlich setzt man bislang ungekannte Maßstäbe. So ließ Peter Öfferlbauer, der Bürgermeisterkandidat der “Jungen Liste”, mit einem Buch über seine Pläne für Pasching aufhorchen. Auf etwa 80 Seiten lassen die Jungen, die sich offenbar die Farbe Violett gegeben haben, für eine Gemeindekraft ungewöhnlich tief blicken. Bemerkenswert ist auch, dass man die Wahlkampfkosten als einzige Kraft in Pasching zur Gänze aus Eigenmitteln bestreitet. Fehlende Präsenz in Medien und auf Plakatflächen möchte man laut eigener Aussage durch “jede Menge Kreativität” wettmachen.
Das vergleichsweise wenige Geld, das man ausgibt, wird minutiös auf der Homepage der Bewegung veröffentlicht. Aktuell ist ersichtlich, dass Bürgermeisterkandidat Öfferlbauer, im Brotberuf Unternehmer, knapp € 3.000 ausgegeben hat. Von Pralinen bis zum Druck der Plakate können alle Paschinger nachvollziehen, wofür die Bewegung ihr privates Geld ausgibt. “Wir werden die Welt nicht verändern können, wir werden auch Österreich nicht verändern können. Es ist aber alle Mal einen Versuch wert, vor der eigenen Haustüre etwas zu verändern”, so Öfferlbauer, der – wie er auch im Buch schildert – in jungen Jahren aus der SPÖ Pasching ausgetreten ist.
Inhaltlich will man vor allem mit leistbarem Wohnen für junge Paschinger, einer Regionalwährung zur Stärkung der Paschinger Wirtschaft sowie der Rückholung des Paschinger Sozialmarkts punkten. Öfferlbauer, der 2016 den Fußballverein SV Pasching 16 gegründet hatte, hat sich in seiner bisherigen Tätigkeit als unabhängiger Gemeinderat darüber hinaus immer wieder kritisch zur starken Verbauung in Pasching geäußert.
Foto: Paschinger Anzeiger