Daily 2. Klasse Mitte: Den Stab jetzt nicht über die Vereine brechen
Eigentlich wollte unsere Sportredaktion über die vielen positiven Aspekte des Spitzenspiels zwischen St. Martin und Kirchberg-Thening sprechen. Über das schöne Comeback von „Maskenmann“ Thomas Luger, das diesem in einer wirklich rührenden Geste unter anderem seine Mitspieler ermöglicht hatten. Über die starke erste Halbzeit, die Kirchberg-Thening in St. Martin auf den Rasen gebracht hat, über die starke zweite Spielhälfte des ATSV St. Martin, der sich nach 0:2-Rückstand noch auf 2:2 herangekämpft hat, wenngleich es rund um den zweiten Treffer Reklamationen wegen einer möglichen Abseitsstellung gab, der Treffer nicht zweifelsfrei als regulär klassifiziert werden konnte. Über die spannende Schlussphase, den intensiven Schlagabtausch, der beide Teams zu einem Sieg führen hätte können.
Attraktives Spiel geriet in den Hintergrund
Durch ein Video, welches im Netz kursiert, an dessen weiterer Verbreitung sich die Redaktion von „Paschinger Anzeiger – Daily 2. Klasse Mitte“, nicht beteiligen möchte, um den Vereinen nicht weiter zu schaden, gerät der Sport in den Hintergrund. Wir verzichten an dieser Stelle lieber auf hunderte von Klicks, damit auch auf Einnahmen, da Aufarbeitung zwar wichtig ist, der wie ein Sturm aufziehende Social-Media-Mob aus unserer Sicht dem Fußball sowie unserer Gesellschaft insgesamt jedoch letztlich wohl mindestens genauso viel Schaden zufügt wie die Vorkommnisse selbst.
Moment, warum soll man die Vereine jetzt verschonen? Sollte man nicht gerade jetzt hart mit den Akteuren ins Gericht gehen, die Klubs öffentlich an den Pranger stellen? Sowohl der ATSV St. Martin als auch der ASKÖ SC Kirchberg-Thening sind dringend aufgefordert, die Vorkommnisse schonungslos und in aller Sachlichkeit aufzuarbeiten, auch wird es Strafen bedürfen. Eine entsprechende Aufarbeitung ist den beiden Vereinen auch zuzutrauen, man hat das Gefühl, dass es die Verantwortlichen, mit denen wir auch bereits sprechen konnten, damit auch ehrlich meinen.
Gewalt nicht zu entschuldigen, Maß dennoch zu wahren
Und ja – Szenen von Gewalt, wie sie im bereits viralen Video gezeigt werden – haben auf dem Fußballplatz nichts verloren. Und ja, die 2. Klasse Mitte hat bei all der Freude, die sie zu bereiten vermag, auch ein Gewaltproblem. Davor kann und darf man die Augen nicht verschließen. Diese Vorkommnisse sollen damit in keiner Weise relativiert werden.
Wozu dieser Blogeintrag dennoch aufrufen möchte, ist die Wahrung einer gewissen Relation in dieser Causa. Die im Video offenbarte Gewalt entsteht nicht am Fußballplatz. Dieser ist hier letztlich nur ein Ventil. Unsere Gesellschaft hat ein Gewaltthema, auch der Fußball hat gewiss eines. Man wird in den Vereinen und auf den Fußballplätzen viel dazu beitragen können, dieses entsprechend zu reduzieren bzw. dem Problem Herr zu werden.
Die großen Fragen des Zusammenlebens müssen wir aber als Gesellschaft insgesamt lösen. Man darf, ja muss, von den betroffenen Klubs sowie vom Fußballverband entsprechende Schritte einfordern, darf nun aber nicht mit dem Finger auf zwei von Ehrenamtlichen geleitete Vereine zeigen, die unter dem Jahr einen enormen Beitrag unter anderem für das öffentliche Gesundheitssystem, aber vor allem auch für das wichtige Thema Integration leisten. Zusammen mit den anderen Vereinen im gesamten Land ist dieser Beitrag höher als von manch zuständigem Politiker. Das Strafmaß muss nun der Oberösterreichische Fußballverband bestimmen, der aufgrund der zuletzt beinahe inflationären Vorkommnisse aufgerufen sein wird, eine Offensive gegen Gewalt einzuläuten.
Bonus-Content für Plus-Abonnenten: St. Martin 2:2-“Sieger”, Kirchberg im Aufstiegskampf mehr als ebenbürtig
Ja, es wurde an diesem Tag auch noch Fußball gespielt, das sogar ziemlich gut. Wir möchten es uns daher auch nicht nehmen lassen, uns sportlich auszulassen. Die erste Halbzeit kann als offener Schlagabtausch bewertet werden, in welchem die Mannschaft aus Kirchberg-Thening klare Vorteile hat, aktiver war, immer als Herr der Lage in Erscheinung trat. Rückkehrer Thomas Luger tat den Kirchberg-Theningern mit einigen Vorstößen über die rechte Seite gut, hier ist für die nächsten Spiele durchaus etwas zu erwarten. Kirchberg präsentierte sich erstaunlich kompakt und solide, man war dem Heimteam mindestens ebenbürtig, hatte zunächst gefühlt auf alles eine Antwort. Mit dem zweiten Treffer nach der Pause meldeten sich bei St. Martin die fußballerischen Überlebensinstinkte, man kämpfte sich beachtlicherweise noch einmal in dieses Spiel zurück, bewies damit Moral. Am Ende ist das 2:2 für den ATSV St. Martin nicht nur aufgrund der Aufholjagd, sondern auch hinsichtlich der Tabellensituation als gefühlter Sieg zu werte…